Slartibartfass
Schwarz Verhüllt



1. Prolog

[PROTAGONIST:]
Ich denke zurück an eine Zeit
In der ich nie gelebt
Als das Glück noch Zukunft hieß

Ein schlafend Kind am tobenden Fluss
Die Zeit steht still während Uhren ticken
Träumen bei vollem Bewusstsein
Und lieben ohne "wenn" und "aber".

Eine Nebeldecke deckt die Hoffnung zu
Hoffnungslos bin ich eingebettet

Im Strudel gefangen,
Lebendig begraben,
Versuche ich dennoch zu atmen

...und heute?
Wir stehen am Abgrund
Und doch fallen wir schon
Trinken noch

Und haben doch schon leer
Haben alles,
Brauchen noch mehr -
Nehmen viel,
Wovon nichts ist
Greifen ins Leere
Und wärmen uns an der Kälte

Fassen, was zu fassen ist,
Nehmen, was zu nehmen ist
Auf zustehen um zu sehen,
Was dieser Tag wohl bringen mag


2. Kapitel I: Sehnsucht (Dämmerung In Verschneitem Wald)

[PROTAGONIST:]
Ich fürcht nicht Tod noch Eis noch Feuer,
Ich fürcht nicht tosend Ungeheuer
Ich fürcht nicht Glut noch Frost noch Stahl,
Ich fürcht nicht Dich noch Todesqual
Ich fürcht nicht deines Mundes letztes Wort,
Ich fürcht nicht diesen kalten Ort
Ich fürcht nicht weitend Winters weißes Kleid
Einzig fürcht ich Einsamkeit

[DIE EINSAMKEIT:]
Hier bin ich, komm' um dich zu holen,
Hast versucht dich fort zu stehlen?
Folgte dir auf leisen Sohlen,
Möchte dir vom Glück erzählen

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Märchen! Schwindel! Lug und Trug!
Kommst dü zu mir, nenn' ich dies klug!
Des Lebens Glück, das du gesucht,
Bleibt dir verwehrt, du bist verflucht!

[PROTAGONIST:]
Schweigt ihr Narren! Schweiget alle!
Die Erde blutet, schwarz wie Galle!

Die Lust zu sein ist fort gegangen
Und kehret nimmer wieder
Zu lang schon hielt ich sie gefangen,
In gift'ger Schlange Mieder

[DAS GLÜCK:]
In tiefer dunkler Mondesnacht
Da hab' ich dich verlassen,
Hab' grußlos mich davon gemacht,
Durch Waldes Bäume Gassen

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Gevatter Tod ist dir Geleit,
Wenn Feuer dir das Herz verbrennt
Er ist's, der dich wirklich kennt,
Sehnsucht, Kälte, Einsamkeit

[PROTAGONIST:]
Schweigt ihr Narren! Schweiget alle!
Ich winde mich aus eurer Falle!

Denn abertausend Sonnenstrahlen,
Erhellen mein Gesicht

Ein Sturm stürzt mich in Seelenqualen,
Drum seh' ich sie, doch fühl' sie nicht

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Die Hoffnung stirbt zuerst...

[PROTAGONIST:]
Zuletzt!

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
... danach erstickt die Tat im Keim
Und wenn sie nicht gestorben sind,
Dann stirbt zuletzt das ganze Sein

[PROTAGONIST:]
Optimistisch blicke ich nach vorn,
Und seh' die Welt in Trümmern liegen


3. Kapitel II: Liebe (Vollmondnacht)

[PROTAGONIST:]
So hüll' ich meinen Geist in Nebel,
Fessle ihn mit feuchtem Knebel
Und dennoch schweift mein Traum so weit!

Doch lass' ich dies nicht zu!
Bring ihn zurück in jene Zeit,
In der ich schlief in tiefster Ruh'.

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Wie grausam da Erwachen ist!

[PROTAGONIST:]
Fiebrig rasend, tosend Herz,
Feurig kalter Seelenschmerz
Ungeduld zerreißt den Geist,
Nur du der Frage Antwort weißt

Gehetzt, gejagt und ruhelos
Hast' ich durch's Gestrüpp
Fühl' nicht mehr das feuchte Moos,
Kein Weg führt mehr zurück

[DAS ORAKEL:]
Der volle Mond schien seltsam blass,
Durchs verrauchte Fensterglas

Und hüllte dort mit dunklem Schein
Ihre nackten Leiber ein

Eng umschlungen tanzten sie,
Die Körper glänzend, feucht von Schweiß,
Zu einer fremden Melodie,
Deren Herkunft niemand weiß

Zwei Wesen nicht mehr Mensch noch Tier
Zwei Wölfe in göttlicher Ekstase
Die Nacht verleibt sich Tage ein

[DIE EINSAMKEIT:]
Klamme Finger graben sich
Tief ins feuchte Erdenreich
Die Hand zerschnitten kreidebleich,
Gekrümmt, verkrampft und starr vor Gicht,

Erschöpft rieht' sich der Leib zu Grunde,
Ertrinkt im Blut der Erde Wunde,
Die in unbedachter Tat
Er doch selbst geschlagen hat


4. Kapitel III: Trauer (Als Das Glück Noch Zukunft Hieß)

[PROTAGONIST:]
Traum - wo bist du? Kaum erfüllt
Ist die Lust nach Schlaf gestillt
Unruhig wälz' ich mich umher,
Morgen hab ich dich nicht mehr

Das Uhrwerk, das die Tage zählt,
Hat kraftlos sich nach vorn gequält
Nur heute flog mit dreistem Hohn
Lachend schnell die Zeit davon

[DIE TRAUER:]
Augenblick - ich frier dich ein!
Isa'soll die Zeugin sein!
Im Eis gefangen erstarrt der Fluss
Im Eis gefangen stirbt der Morgen

[DER TRAUM:]
Fehu brennt die Hoffnung nieder
Lässt du mich zieh'n dann kehr ich wieder
In Feuers Glut verbrennt das Jetzt
In Feuers Glut erwacht der Tag

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
So fliehe dich in Poesie!
Worte für die Ewigkeit!
Sehnsucht überdauert Zeit!
Denn Dichters Worte sterben nie

[PROTAGONIST:]
Gespenstische Schreie -
Dämonische Schemen
Die silberne Sichel der Nacht
Durch die der Wald ganz sacht,
Zum rauschenden Leben erwacht
Greift nach mir mit kalter Hand
Unwillkürlich rast das Herz,
Die Schritte tun's ihm gleich

[DIE TRAUER:]
Du sehnst dich nach dem Duft
Von feuchtem, erd'gen Moos
Doch angewidert stellst du fest,
Dass noch immer der
Alles verschlingende Gestank
Der Zivilisation an dir haftet


5. Kapitel IV: Angst (Der Morgen Graut Am Horizont)

[DIE ANGST:]
Gedanken rasen fort und fort,
Hinaus aus trautem Heim
Schlaflos wird die Nacht zum Tag,
Drängt Wort um Wort zum Reim

Fliegend, jung und unbedarft
Erreichen sie alsdann
Unsicheren Flügelschlags
Fernes, fremdes Land

Angstvoll blicken sie umher:

[EINE LIESE STIMME:]
Seht ihr nicht das Glück?

[DIE GEDANKEN:]
Wir sehen nichts im Nebelmeer,
Die Furcht versperrt den Blick

[PROTAGONIST:]
Im Nebel rufen süße Stimmen,
Da wag' ich es hinab zu steigen
Doch tückisch ist der Weg ins Moor,
Wenn Könige die Häupter neigen

Urd Ein Kind, das meinen Namen trug
Verdanti - Entblößt knie ich vor dir
Skuld - Alt und grau, dem Tode nah,
Versinkt der Traum im Sand der Uhr

[DIE ANGST:]
Weiß nicht was dir der Morgen bringt
[DAS GEWISSEN:]
So sicher ist "vielleicht" -
[DIE ANGST:]
Wenn der Tag die Nacht verschlingt
[DAS GEWISSEN:]
Wie sicher ist "vielleicht"?

[DIE ANGST:]
Ganz zart der erste Vogel singt
[DAS GEWISSEN:]
Ob er sein Ziel erreicht?
[DIE ANGST:]
Sich auf in fremde Lüfte schwingt,
[DAS GEWISSEN:]
Dass er sein Ziel erreicht

[PROTAGONIST:]
Ich sehne mich
Nach einem menschenleeren Königreich,
In welchem ich nur Leben spüre
Doch unaufhaltsam,
Schritt für Schritt,
Wanke ich jener verkommenen Stadt entgegen,
In die tausende von Menschen strömen,
Von denen keiner je gelebt

[DIE ANGST:]
Das Ende der Straße -
Tränen gerinnen
Zerfallene Häuser
Kreischen von Sinnen
Aus den Fenstern wuchert
Gestrüpp wie Spinnen
Aus den fauligen Mündern
Von gefallenen Kindern


6. Kapitel V: Erhabenheit (Die Königin Dem Grab Entsteigt)

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Starr Jen Blick gen Süd' gewandt
Suchst du nun das Heimatland,
Das ferner dir niemals erschien
Ob es dir seither schlecht erging?

[PROTAGONIST:]
'Schlecht“ ist nicht das rechte Wort,
Doch zieht mich etwas von hier fort
Und dennoch möcht' ich noch verweilen,
Zeitgleich in die Ferne eilen

[DIE KÖNIGIN:]
Erheb' dich, zeig mir dein Gesicht,
Was funkelt da in deinem Blick?
Ist's Freude? Ich erkenn' es nicht!
Ist's Liebe oder sogar Glück?

[PROTAGONIST:]
Du täuschst dich und doch sprichst du wahr,
Vieles wird mir heut' erst klar
Viel von dem was einstmals war,
Als die Nacht den Tag gebar

Wahnvorstellung! Trugbild!
Stets vertraute Einbildung,
Jetzt Realität

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Wonach sich sehnte einst der Geist
Hast du heut' im Überfluss
Wonach dürstete der Leib,
Wird bald schon dir zum Überdruss

[DIE KÖNIGIN:]
Stolz das Haupt erhoben,
Starr den Blick nach vorn gewandt,
Steige ich mit festem Schritt
Über die verblichenen Knochen
Der welken Blätter des letzten Herbstes

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Kalter Regen schmilzt das Eis,
Die Kleider werden eisig klamm
Und vom reinen weißen Schnee,
Bleibt nicht mehr als nasser Schlamm,
Der jeden Schritt dir untersagt,
Dich nieder zerrt mit großer Last
Und als du stumm nach Hilfe schreist,
Sind deine Lungen voll Morast


7. Kapitel VI: Melancholie (Tagtraum)

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Die Sonne färbt sich blutig rot,
Das Ende unaufhaltsam naht

[PROTAGONIST:]
Wer brachte uns in solche Not?

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Der Mond beging die Schreckenstat

[DAS ORAKEL:]
Ein Wand'rer, der die Nacht erhellt
Wird abgeschmackt vom Stacheldraht,
Erleuchtet nicht mehr diese Welt,
Folgt nun einem fremden Pfad

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Nicht wissend, welche Kraft ihn lenkt
Verschlingt der Äther sein Gesicht
In Sphären, die der Mensch nicht kennt,
Bricht sich schemenhaft dunkles Licht

[DAS ORAKEL:]
Und auch die Sterne werden bleich
Angewidert vom Verrat,
Der in der Nacht zu Tage trat,
Erlöschen sie in jenem Reich

Wenn kein Gestirn mehr übrig ist
Zerbricht zuletzt das Sonnenrad
Und erntet so die gilt'ge Saat
Dessen, was du heute bist

[EINE SCHWARZ VERHÜLLTE GESTALT:]
Zurück bleibt nichts, als schwarzes Eis
Und Trümmer einer heilen Welt
Schwarz verhüllt das reine Weiß,
Als der Schein in sich zusammenfällt


Jessica Bulling ‒ Bagpipes
Nicolas Hibst ‒ Bass, accordion, Jew's harp
Juan Kelemen ‒ Drums
Vladimir Nikolov ‒ Guitars
Thuemmer ‒ Keyboards, Jew's harp
Philipp Bulling ‒ Vocals, guitars, Jew's harp


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