Dämmerfarben Im Abendrot 1. Wandernd 2. Nebel und Regen Herbstende, Winter, Frühlingsschlamm und Regen, euch stillen Zeiten schlägt mein Herz entgegen, der kalte Dämmer eures Nebelgraus umhüllt wie Bahrtuch mich und Totenhaus. Wenn eisige Winde durch die Ebnen fegen, die Wetterfahnen kreischend sich bewegen, dann breitet, wilder als im Lenzgebraus, die Seele ihren Rabenfittich aus. Denn nichts ist süsser für ein Herz voll Trauer, auf das der frostige Reif sich niedersenkt, ihr bleichen Himmel, unsrem Land geschenkt, Als eurer ewigen Dämmrung fahler Schauer. Wenn nicht zu zwein in mondlos stiller Nacht wir Brust an Brust den Schmerz zur Ruh gebracht. (Original by Charles Baudelaire) 3. Graues Land Wolken in dämmernder Röte droh'n über dem einsamen Feld. Wie ein Mann mit trauriger Flöte geht der Herbst durch die Welt. Du kannst seine Nähe nicht fassen, nicht lauschen der Melodie. Und doch: in dem fahlen Verblassen der Felder fühlst du sie. (Original by Stefan Zweig) 4. Oktobersturm Durch fahlbelaubte Bäume mit müdem Ton der Herbstwind singt; die sehnsuchtsbange Weise klingt des Nachts in meine Träume. Verstummt ist Schmerz und Kosen. Die mir geblüht in tiefster Brust, das alte Leid, die alte Lust, sie starben mit den Rosen! Nun will kein Stern mehr scheinen. Der Himmel trüb und wolkenschwer, das Haupt so müd' das Auge leer... Ich hab verlernt das Weinen! Und wenn die Sehnsuchtslieder der Nachtwind auf den Fluren singt, in meinem Herzen hallt und klingt sein traumhaft Rauschen wider. Durch fahlbelaubte Bäume mit müdem Ton der Herbstwind singt; die sehnsuchtsbange Weise klingt des Nachts in meine Träume. Ach, alle Blumendüfte, das Farbenspiel der Rosenzeit, die ganze Sonnenseligkeit Zerstoben in die Lüfte! (After "Herbstwind" of Clara Müller) 5. Einsamkeit 6. Regen in der Dämmerung Der wandernde Wind auf den Wegen war angefüllt mit süßem Laut, der dämmernde rieselnde Regen war mit Verlangen feucht betaut. Der Wind in den wehenden Weiden, am Wasser der wandernde Wind berauschte die sehnenden Leiden, die in der Dämmerung sind. Der Weg im dämmernden Wehen, er führte zu keinem Ziel, doch war er gut zu gehen im Regen, der rieselnd fiel. Das rinnende rauschende Wasser berauschte verwirrend die Stimmen der Träume, die blasser und blasser im schwebenden Nebel verschwimmen. Der Wind in den wehenden Weiden, am Wasser der wandernde Wind berauschte die sehnenden Leiden, die in der Dämmerung sind. Der Weg im dämmernden Wehen, er führte zu keinem Ziel, doch war er gut zu gehen im Regen, der rieselnd fiel. Der Wind am Wasser berauschte die sehnenden Leiden, die in der Dämmerung sind. (Original by Hugo von Hofmannsthal) 7. Im Abendrot Wir sind durch Not und Freude gegangen Hand in Hand: Vom Wandern ruhen wir beide nun überm stillen Land. Rings sich die Täler neigen, es dunkelt schon die Luft, zwei Lerchen nur noch steigen nachträumend in den Duft. Tritt her und laß sie schwirren, bald ist es Schlafenszeit, daß wir uns nicht verirren in dieser Einsamkeit. O weiter, stiller Friede! So tief im Abendrot, wie sind wir wandermüde - Ist dies etwa der Tod? (Original by Joseph Freiherr von Eichendorff) 8. Nachtgedanken Weltenweiter Wandrer, walle fort in Ruh.......... Also kennt kein andrer Menschenleid wie - du. Wenn mit lichtem Leuchten du beginnst den Lauf. schlägt der Schmerz die feuchten Augen zu dir auf. Drinnen liegt - als riefen sie dir zu: versteh ! - tief in ihren Tiefen eine Welt von Weh......... Tausend Tränen reden ewig ungestillt, - - und in einer jeden spiegelt sich dein Bild. (Original by Rainer Maria Rilke) 9. Hinaus in die Nacht