Geist Kainsmal 1. Erben Aller Einsamkeit Es stimmt es wandeln sich die Welten Ganz gemäß ihrer Natur Was man uns nimmt vergelten wir In Glut, in Sonnen und Azur Wenn wir verdursten, wenn die Kelche Die uns Rausch verheißen wollten Schal an uns vorübergehn Dann dämmert uns verhöhnend welche Wir zur Neige leeren sollten Funken sprühten wir mit Händen Seile spannten wir an Zeiger An die Uhren an den Wänden Grauer Kerker Als der Herbst kam brach das Schloss Bei den Felsen bei den Fjorden Die der Strom stürzend durchfloss Bauten wir in ebenen Ländern Hohe Erker Lies die Weiser nun am Wege Mir zur Rechten stehen Mühlen Dir zur Linken morsche Stege Über lang versiegte Fluten Namens Lethe Was war es das entzweite Was lenkte unsre Schritte Wird uns das große Dritte Jemals finden in der Weite Ins Geistreich pilgre ich Wie ich es wollte Du wähltest Einsamkeit Wie es sein sollte 2. Einst War Es Wein Zwischen meinen Fingern wird zu Staub Was einmal Feste war aus Stahl und Stein Es bleibt nach all der Zeit und Welten Raub Nur Wasser doch ich weiß einst war es Wein Schon seit dem Sturz von unsren stolzen weißen Thronen Lauern wir in den Ruinen und den Trümmern Eurer Kriege, bergen was wir wissen in den Kronen Toter Bäume deren Schönheit deren Größe Euch ohnehin nicht kümmern In den kargen kalten Bergen auf den Pfaden Schmal und steinig die uns an die Gipfel führen Und an fernen für euch nicht zu greifenden Gestaden Harren wir und blicken auf die Zeichen die die Planken zieren Dort an euren Kähnen die zum Sinken überladen In euren toten Häfen ankern Seht, das Silber in den Stundengläsern Das die Jahre niederzählt Fließt von euch fern und uns entgegen Die Flut entreißt euch euren Stegen Und hat zur Arche uns erwählt 3. Lykoi outo pos exei kardian lykou periplanate monaxos Still! Euch meine Wehmut auszudrücken Fehlt mir ohnehin das Wort Schweigt! Die irren Lichter gleißen Schon voll Ingrimm nah am Horizont Bald wird die Nacht zerreißen Was der Tag an euch verschont Leugnet was so sichtbar vor euch liegt Und schmiedet es an tausend Ketten Von denen jede viele Leben wiegt – Das wird euch nicht vor uns erretten Selbst wenn ihr Myriaden Jahre Nach dem trachtet Was seit Ewigkeiten in euch klingt Selbst wenn ihr ruhelos es bewachtet Wisst ihr dass es euch verschlingt Rudert nur davon in euren lecken Nachen Zweimal wird das Meer Sich niemals für euch teilen Hier am andern Ufer Warten wir und wachen Mit den Schneiden an den Ankerseilen Versucht verzweifelt jede List - Zuletzt ist jeder was er ist Nur wer den Wolf im Herzen trägt Der weiß woran ich leide 4. Stille Wasser Wir segelten So still und seicht die Wellen Sprachst du eins mit allen wassern Kühl mit schmalen blauen Lippen Dreimal unser Sesamwort Wir lauschten Doch aus Wolkenkerkern Grollten nur die Horizonte Und sie hielten was sie lockten Mit den grauen Armen fern Wir lasen Unsre Augen für uns vor Dann brachen wir die Planken Warfen Dolch und Anker fort Die letzte Feige pflückten wir Gemeinsam teilten sie Und aßen nur den Kern Ich schwieg Der Wind kam erst als Segeltuch Auf deine Formen friedlich fiel Ganz fern wo Himmel sich und Erde trafen Trieb in losen Blättern noch ein Buch Ich sprach Verweile Augenblick du bist so schön Ich will an dir zugrunde gehn 5. In Pans Hallen Wo die wilden Rosen reifen Schlafen goldne Sonnenfäden Zwischen Ästen auf dem Weg Und wachen erst wenn junger Nebel Schwer sich auf die Erde legt. Dann scheinen Pfade aus dem Dickicht Ohne Ton sich aufzutun Und bannen fahl im Dämmerlicht Alles ins Elysium Vor dessen grün verzweigten Toren Alles einmal bebend schwebt Das in den ersten Gärten sich geschworen Dass es strebt solang es lebt. Es war mir leicht in all dem Tönen Klänge einer fernen Flöte Rauschen in den dichten Kronen Fahnen an erfrornen Masten Hufe auf verfallnem Laub Glimmen von versteckten Lichtern In den Nebeln zu gewahren. Doch mein Fuß fand keinen Halt Als ich scheu die Blätter teilte Sah ich dort, wie überall Nur Nichts. 6. Kainsmal Warum müssen Blut und Stahl Die Zeiten überdauern? Warum muss in der Moral Schon das Verderben lauern? Warum prangt das rote Mal Auf allen euren Mauern? Wo gestern noch der bunte Reigen Im ahnungslosen Übermut, im Überfluss An allen Bäumen hing wie reife Trauben Ziehen graue Schleier um und Regenguss Spült alle Farben mit davon Wie den Lack von alten Geigen. Selbst die letzten Lichter, auch die fernen, Habt ihr mit dem Odem reinen Denkens Ausgelöscht. In den Tiefen sind die Wasser der Zisternen Faul und trübe Selbst die Waagen sind des Senkens Schon zu müde. Es kam die Nacht, einsam und kalt, Der Morgen ohne Trost und klamm. Und endlich zog die Winterluft Auf weiten, leisen Schwingen Seltsam nah zu uns heran. Wir wussten dass der Abschied kam, Wir sahen in zerschlagenen Spiegeln, In den Augen unserer Freunde Überall die Zeichen leuchten. Also ziehn wir mit geneigter Stirn Mit vom Schweigen wunder Kehle In zerschundenem grauen Zwirn Hinaus, noch in der Abendkühle. Weil ihr mit euren groben Steinen Schlosset was uns offen stand Habt ihr die Heimat uns verwirkt, Die Flucht aus eurem Abendland.