ANGIZIA "Das Tagebuch Der Hanna Anikin" 1997 Napalm Records 1. MEIN SCHALLTRICHTER SUMMT MEMMENHAFT EIN TOTENLIED Die rhapsodie vom blechschaden und dem stuckwerk einer begrabniszelttafel 2. SPATHERBST 1832. DAS SPINNRAD IST EIN MEMORIENSIGNAL Serjoscha? Und dreht um die schnurrende spindel den leidlichen faden 3. VOM SPIEL DER LIESEN FRAGEN. WIE SHALLE ICH DEN AUGAPFEL? Und tierisch kleinlaute schmachtfetzen leierten masshalten und geschmack 4. ZWIEGESPRACHNIEDERSCHRIFTEN - EIN VERMUMMTES TRAUERSPIEL Blaue schlotterbodeninsekten und der ingrimm eines vogelbeerbaumes 5. DIE ELENDEN SKRIBENTEN VON BACH UND WOLKENKUCKUCKSHEIM Die notz von mutter wohlgestalt. Es starb eine eintragung am 16 Oktober 6. DIE FIEBERSCHAUER EINES BETRUNKNEN SCHWARZEN SCHMETTERLINGS Innerer monolog uber die komodie und den nutzen des komischen geistes Spatherbst 1832/Kronstadt ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Tagebuch der Hanna Anikin wurde vor Fertigstellung der musikalischen Vertonung erst (namenlos) auf 36 wunden Seiten aufgeschrieben, gebar mir Verschuchtertes, Wesenloses, wunschlos Ungluckliches und unterschiedliche Interpretationsmodelle meines eigenen Briefromans, die jen' lyrisch bezeichnenden Hintergrund fur Vertonung und Komplexdeutung zum einzig denkbaren werden lielen. Hanna Anikin tragt den skandinavischen Namen ihres Vaters Ulmo, der an Gelbsucht starb, und das Anikingeschlecht nach Veraulerung des finnischen Joensuugehofts 1824 in Kronstadt selhaft werden liel. "Bleiche Gesichter wallten auf eschenen Holzern, wo Wasser schon kalt war und schneeweil die Eisdecken, mit Seilen und Mastbaum gestutzt, eine Wiege pendelte im Senkblei, und quirlend das finnische Kaumboot im Sog verkannte win Ziel ohne Namen. Die alten Fischer aus St. Petersburg waren die See hinausgefahren, bargen das kaltgefrorne Antlitz ihrer Gesellen, warben fur eine russiche Gesselschaft und die Sozialisation verworrener Armseliger in ein einseitiges Weltbild". 1832 starb Hannas Mutter einen langersehnten Tod, Grolvater Serjoscha wurde erschossen, ehe Hanna die Auslee atypischer Aufzeichnungen anomaler/entarteter Stilfiguren in einem Tagebuch festschreibt dabei eine sehr unharmonische Gegenstandlichkeit entsteht. Die Memoiren waren raumlos, vielseitig und schliellich "auditiv", das Prozessieren der Geschichte die "black box" der Psychologie. Das bleiche Erinnerungswundmal der Hanna Anikin setzte ich in allegorische Formen, wie sie plakativ bei einem Schachspiel anmalen, und gleichgultig, von Tisch zu Tisch verschieden, wie die Figuren auch, uber das Holzbrett geraumt werden. Ein geschichtlicher Gesichtskreis maligt neurotischen Argwohn des 'Schachbauern' und das 'Lakaisiegel' seines gebrechlich-schamhaften Holzstandbildes ("als Malstab fur die 'kleine', leise Spielgeselichaft seiner Zeit, seines 'Spiels' und seiner Kaum-Machenschaft"). All notorisch (teils) anumalische Deutung zwischebmenschlichter Beziehungen, Erlebnisse, Greuel und Frauenleiden dieser Geschichte entstammen dem Impuls fingierter Aufzeichnungsprozesse der Hanna Anikin als briefromanish verwendete Leitfigur (da nie tatsachlich in Leben) ein Fundament an humaner und starr russisch soziokultureller Schichten zu gradieren (und reflektieren). Rege Sinnbildanalysen und monotone, leicht ruhrende Gefuhlsbauten gibt es hier keine. Fur Angizia entstand damit ein erster Teil fur eine sehr zielfuhrende, rullandorientierte Trilogie, die sich musikalisch und teils auch literarisch doch sehr ungleich fortseizen wird. Hanna Anikin gab mir redlich und integer etwas mehr an Platz fur aufbewahrte Gedanken, unkonventionelle Themenkreise und unterschiedlichen Sprachgebrauch, sei es denn, dal die Hauptfigur in einem Bereich verwirklicht wurde, der meine momentane Distanz zu russischem Soziolekt darstellt und ein russisch-literarisches Motiv unbedingt von aulerrussischem Standpunkt ansehlich realisiert wurde. Ich selbst war dabei irgendwo ein Bauer, den die Nahe der Konigin faszinierte. Und ich hegte so etwas wie eine Gewirtheite Im Verlaufe der Partie wurden wir uns naher kommen. Engelke im Juli 1997 und weit entfernt von Kronstadt. Das Spinnrad ist ein Memoirensignal ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich denke, ich dachte an diesen stark bezogenen Ort, seine warmen gemasteten Arme, wie ringlos die Finger umspulten die Spindel wie zahlbare Jahre sein Leben, fur Muhsal und Wasser Glashals er mal an gezamt gezahlten Flaschenpfropfen, und klopfend er stand vor dem Tor wie schmachtend vor Schemel und Webrad. "Mein Kind", fast mutig klang es, "es dreht um die schnurrende Spindel sich leidlich ein Faden, er schnellt seine Wege im Kreis und hold bat den Menschen zu denken, welch Einklang gegeben, wenn Leben ist Leben und beide sind tot. "Ich sal vor dem Rad, Weil ich spurte zu weben, wenngleich meine Finger umarmten die Spindel und ein Gewirke die Hand, besal gewarmt ich den Stuhl, wo Serjoscha vor Tagen und Nachten verschwand. "Mein Kind", und angstigend schon "ich webte mein Leben und kuhn mit Verstand, versprach verlogen mich rein mit schummriegen Wachs am Gewand, doch bat ich zugegen nicht Wehleid zu darben, wenn Zeiten mich hegen, die ich nich verstrich..." 5 Oktober 1832 Wie schale ich den Augapfel? (Leseprobe) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Beschreibung einer grausigen offenen Wunde. (Eigentliches Motiv der Eintragung: Suche nach dem Mahlschatz meiner Mutter). In Joensuu lebten wir irgendwo unter der Pietat meines Vaters und seiner pietatvollen Angstigkeit, wahnhaft zu denken und wahnlos zu fuhlen, wann immer wir zueilten, einen sterilen Gedanken aufzuschreiben. Der denkende Fortsatz m Schrieb vor dem Einschlafen, um ein Traumbild zu leiten oder gedaknlich zu kaudern, wenn der Fortraum seiner Ideen an ihren Verknupfungen zerschellte. "Heute reinigte uns Mutter mit ihrem Speichel - fast im Vobeihasten - Nasenlocher und Ohren. Ich zuckte immer zuruck, der Speichelgeruch war mir unangenehm (1822)". Oder. "Wir spielten dann Schach oder suchten die Figuren dazu und muhten uns gar nicht, zuzugeben, was wir selbst vor Beendigung der Suchstrapazen gewult haben (1823)..." Ich versuche nun standig, wahnhaft mit Kopfen zi denken, die mich selbst betrachten, und wie plotzlich umstanden, weil hold im Gedanken eine Liebe verfiel und die Kopfe vor Freude vergalen, die Augen zu schlielen. In vollendete Schleimbeutel baden ihre Augapfel und raunend mit Messern bewaffnet ich schwand auf das Schlachtfeld, um feindlicher Augfrucht die Schneide zu kanten und gellendes Mitleid in Sunde zu beichten... zu vergessen, zu schlafen, zu traumen. "Die Frauen der Umgebung salen nebeneinander, auf Stuhlen gereiht, nur ungefahr bekleidet, sie tranken den Tee, den man ihnen reichte, und ich hatte das Gefuhl bei Anblick dieser Leiche wurden sie beginnen, an sich selbst zu denken. Gehullt ich stand in Gedanken und warmen Stoffarben, futterte die Tauben vor dem Sterbehaus und elend bat mich selbst in die Halle. Kommutabel meine Haltung zur Totenwache, bieder noch kam mir der tote Korper verlassen und armselig vor. Minuten spater wurde mir langweilig, ich strahlte mit mir selbst um die Wette und sah auf die Uhr (1832)". Ich beende in Traumen visionar meine Denkstrecke, schneide die Schale darein, dal Menschen von Achtung mir schnen Bedenken und unter der Schleimhaut erneut tritt - doch heller - ein Auge Hervor. Beschliele nie wieder zu schlafen, so lange die Messer nicht scharfer und eun Kopf will reichen, die Sunde dem Sandmann zu beichten... Ein Vermummtes Trauerspiel... (exzerpt) ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ich kleiner Gram, "Ich sei willkommen", maltratiert mich leid, blol badend, blutig rot in Artefakten, Fischlachen ohre farbesgleichen, penibel nicht wie einst und angesaugt mit Wassers Kernsabstanz, Ich? Scheusal ohne Hals im Nacken, krauche, schleiehe kleine/grole Zacken, mit Bucket schwer und ungelenk ich schwane num mein Lebensend. Linde kerben Kafer, zerfleischen und vergitten, vergiften all das Lichte, all das Lichte hier im Raum zum Dunkel, blol fur mein subtiles Denken, wie dunne/dicke Streifen und Belage, Schatten und Gesprenkel, uberall, auf Zahnen, Fulen und Gezeit, mein kleiner Sandmann schielend rotierte - den Augsatelliten - sal ruhrend am Vogelbeerbaum und warf mir Freund ein Kerzenliedchen in den Lebensschlaf, Vergal er's doch zu singen... "Dein Boden, ein falsches Scharmutzel, er friert sich zum Ziel DeinerScheelsucht, weil hortest verdorben die Stimme der Klagen, still schwand das Pegel im steigenden Luftmeer. Wie hoch springt das kleinste Kartoffelkaferchen? Und wie hoch springt das grolte in funf 1/4 Stundlein?" Ich frage mich Pygmae, das Beben und Bewegen, dies totgemeinte Regen in der Insektburst, es schleudert hier mit Leumund dreist und keek befleckt mit Schatten dort. So dacht' ich hold in Fessel, Leich' ich bleib' so lang ich nicht verwes', und gelb, rot, grun, mein Sandmann wurd' zum kleinen Bettelmann... (Und abschlielend... Kern einer animalischen Deutung) Kurz ein Baberlabab, ein mir scheint ohrfeigendes Fingernagelkauen. Verbreitungsbedurfnisse nach Schalkpoesie, und dann, etwas, viel sparter, der trub-traurige Blick aus dem Fenster, zur gesellschaftlichen Stufenleiter. "Kaiser-Konig-Edelmann / Burger-Bauer-Leinenweber / Tischler-Beuler-Totengraber" ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ This is Engelke's fictious story 'bout one pauper's written memory in Russia, October 1832. Chapter V is a revival of a melody from "Die Blumen Eines Baches" initially recorded 1996.. Musical concept and vocal structures by Engelke. Music and piano composing by Cedric Muller. Recorded and mixed by George Hrauda and Angizia at Studio Hoernix during 5 days in July 1997 Kollektiv / Interpreten: Klavier - Cedric Muller Den Zerrbogen / Gessang - Engelke Die Erbitterung / Gessang - Cristof Niederwieser Den Zeitlotsen / Soprano - Irene Denner Die Balance / Tenor - Mario Kraus Posaune - Bernhard Dietrich Shlagzeug - Henning Rhythmsgittare - Emmerich Haimer Klassiche Gittare - Markus Frohlich Querflote - Sabine Kastner Bass - Jurgen Prokesch Marschtrommel - Gerhard Dungl --== Taken from Roman Isakov's lyrics collection ==--