Nocte Obducta Taverne (In Schatten Schäbiger Spelunken) 1. Hexer (Verflucht) 2. Prinzessin Der Nachtschatten 3. Die Ratten Im Gemäuer 4. November 5. Taverne 6. In Erinnerung An Herbststürme 1. Hexer (Verflucht) Die dunstschwadenschwangeren, nebelverhangenen Landen Lethes lagen längst hinter uns Und wir hörten sein tröstendes Rauschen nicht mehr Nachdem abermals die Nicht herabgesunken Hatten wir die Fluten des Vergessens verlassen Doch Vergessen hatten sie uns nicht gebracht Und die Erinnerung an Herbststürme lastete immer noch schwer ... und so kamen wir von den entlegensten Gefilden Gottlos, weil keinen Gott braucht, wer erschafft und in den Künsten wirkt Es steht geschrieben, daß wir aus der Wiege stehlen Doch wer stiehlt schon eine Totgeburt, wenn er die Kraft des Schöpfers birgt ... Gib uns die Kraft der schwarzen Muse, gottverreckte Finsternis Wir sind verflucht, doch kriechen niemals auf den Knien Sie bedenken uns mit Blicken, die nur sehen, was sie sehen wollen Möge Lethe sie ersäufen und dann sei ihnen verziehen Wir wühlen ungefragt In fremder Damen frisch bezogenen Himmelbetten Tränken die Seidenkissen Im roten Wein ihrer Verehrer Wir sind die Traumverheerer Dem süßen Schlaf der Unschuld leis' ins Ohr gewispert Einen Traum, der das Erwachen auch nicht süßer macht Wir zerstäuben ihr Parfum wie Nieselregen in die kranke Nacht Schaben mit den Scherben ihrer Duftwasserflacons Die Gemälde ihrer Ahnen Aus den reich verzierten Rahmen Wo wir nun selber prangen... ... grausam und erhaben Ein selbsternannter Totengräber stolperte ins offene Grab Und seine falsche Zunge schmeckte Erdenreich und Maden Von Früchten schwer am Grabesrand ein Apfelbaum mehr hing als stand Ein schwarz verfaulter Apfel fiel zum Liegenden im Grabe Als mit gebrochenen Gliedern er hinauf zum düstren Himmel sah Ward er gewahr, daß wir dort standen, lächelnd voller Güte In die Ruhestätte rieselte die Erde unter unseren Stiefeln Wir winkten höflich noch einmal und zogen unsere Hüte Trotzend jedem Grab, das man uns macher Orts bereitet Zogen wir auf Pfaden, die der Pöbel nicht beschreitet Sechs Hexer im Nebel Günstlinge der schwarzen Muse Verflucht Unbehelligt durchwanderten wir Die von Narren gemiedenen, gefürchteten Wälder Nachdem das Gestirn des Tages blind Hinter die Berge getaumelt und erloschen war Und uns schien, daß die Sterne um ihr Augenlicht weinten Ein süßes Wehklagen erfüllte die Nacht Weil nur der Mond durch die Nebel zu blicken vermochte Und alleinig die Rückkehr der Verfluchten sah Als wir aus dem Schwarz der dichten Baumreihen traten Und wie regungslos durch den Nebel trieben Wie sechs schwarze Segel auf nächtlicher See Den Unwettern trotzend von langer Reise benommen Wir erreichten die Klippen, Standbilder am Abgrund Tief unter uns das tosende Meer Und die Wolken rissen auf bis zum Horizont Und das Nachtfirmament hieß uns prachtvoll doch schweigend willkommen ... 2. Prinzessin Der Nachtschatten Jenseits der Berge Weit hinter dem Horizont der Sterblichen Gärten der ewigen Eklipse Gärten der Nacht Das Wissen um die Wahrheit formt wie Träume Die Gärten der Nacht Sie formen Wege, die verworren und voller Schönheit In dunkle Blütenpracht getaucht Durch die nächtlichen Haine Über Brücken von pechschwarzem Marmor Mit filigranen Mustern in Form gebannter Dunkelheit verziert Wo der schwarzen Rosen Duft mich führte Den Weg mir offenbarte Vorbei an denen, die sich verhängnisvoll verirrt in den Gärten Im Labyrinth der Erkenntnis Gebeine derer, die die Wahrheit nicht kannten Rosen umklammernd Von Rosen umklammert Ich roch die Süße der schwarzen Tulpen Unter Akazien der Nacht In dunkles Efeu geflochten ... Bis mich des Tempels kalter Schlund verschlingt In bizarren Symphonien In weiten Treppenfluchten Bis glatt und schwer das Ebenholz beiseite schwingt "Willkommen in den Armen des Schattenreichgemachs" Wo ein einsames Fenster in Efeu nahezu erblindet Wo all das klare in vagen Schatten nahezu verschwindet Schwarz verhängt an blinden Wänden Hingen Spiegel im Gemach Unser Abbild nicht zu rauben Preiszugeben nicht der Nacht Um mit niemandem zu teilen Was die Dunkelheit gebracht Verloren ... Die Leere meiner Seele hallt wieder in Haß Von Seuchen und Fäulnis der Gegenwart genährt Hallt wieder in Schwarz ... und erstickend in Ekel vor diesem Dasein Welches mich so grauenvoll gefangen hält Rieche ich wieder der Nachtschattenblüten Duft Lustwandelnd in den Gärten der Nacht ... frei ... Ich greife nach den schwarzen Rosen Als die Erinnerung zu schwinden droht Das Bild entgleitet quälend langsam ... und wieder zitternd in der verhaßten Gegenwart ... schwarze Rosen in den blutig zerkratzten Händen Herrin der Gärten jenseits der Berge Prinzessin der Reiche, gebettet in Nacht Wo sind deine verwunschenen Länder? Die mich verbannten, als die Tücher fielen Die Spiegel enthüllend Welche mich erzürnt verschlangen Als ein Trugbild einer trostlosen, scheinbaren Realität 3. Die Ratten Im Gemäuer [Instrumental inspired by a story of H.P. Lovecraft] 4. November Etwas ging und etwas kam - der Schnitter lud zum Umtrunk ein In frostiger Taverne saß ein Mönch, von seinem Gott verlassen Schnee, vermengt mich Knochenmehl, fiel auf die Sanduhr von Freund Hein Und einsam zog ein Totengräber durch die zugeschneiten Gassen Hinter der Taverne, wo der Bach gefroren, standen wir Doch zogen fort, in schwarz gewandt, in kalten Händen eis'ges Bier Ein Klavier, umspielt von Schnee, klang unter des Gevatters Hand Und Knochenflöten hauchten über schneebedeckte Hügel leise Jüngst entbund'ne Totgeburten, kalt, doch froh, als man sie fand Pfiffen in der Eltern Träume greulich diese süße Weise Kinder, die zu früh verstorben, sah man draußen bei dem Hang Als junges Kinderlachen kalt und fern an bange Ohren drang 5. Taverne Fremder, sag den Weg uns an zur nächstbesten Taverne Denn steinig war der Weg seit er begann in weiter Ferne Welch finstere Kaschemme ... Dingt Assassinen in Schatten schäbiger Spelunken Schickt sie zu denen, die noch nicht das Gift getrunken 6. In Erinnerung An Herbststürme Hinter dir auf einer toten Lichtung Im schneebedeckten Wald Einst Häuser von Stein Verlassene Ruinen - Lasse die kahlen Gerippe hinter dir Wenn auch Schwermut und des Zweifels Klauen Nach deinem Geiste greifen Begrabe die Trümmer der Totenstadt Unter den Werten einer neuen Zeit Der wolkenschwere Himmel rollt bedrohlich und erdrückend Über schneegebeugte Wipfel Im frostigen Atem eines Wintersturms Eines gefrorenen Herbststurms Der den Sommer in herbstlichen Verfall taumeln ließ Der totes Laub von Lebensbäumen blies In dein schmerzendes Gesicht In Erinnerung an Herbststürme Rufen Winterwälder nun den Namen, den man dir gegeben Totes Laub, bedeckt von Schnee Stumme Zeugen deines Niedergangs Weithin erstreckt sich erschwerlich der Pfad Kälter und tiefer und weiter hinein Folge der Spur, die selber du formst Und vertreibe die dich heimsuchenden wirren Träume Die nach den Rändern des Pfades streben Wo das Scheitern an den Grenzen des Möglichen lauert Deine Ziele zu verschlingen In Erinnerung an Herbststürme Rufen Winterwälder nun den Namen, den man dir gegeben Totes Laub, bedeckt von Schnee Stummes Zeugen deines Niedergangs Nebel ... Wage einen Blick Ein Schleier kleidet nun das Nichts Welches einst verschwand Im Dunst der trüben Zeit Der einst all das enthielt Was unbewußt du dir ersehntest Was dir verloren ging ... Ein allerletztes mal ...