Nocte Obducta Verderbnis - Der Schnitter kratzt an jeder Tür 1. Tiefrote Rufe Hörst du die Wölfe heulen? Glaubst du, sie rufen dich? Draußen im Jagdschloss schlagen klagend alle Hunde an… Siehst du den Mond erblinden? Glaubst du, er meidet mich? In dieser Nacht, in der so vieles noch passieren kann… Die blütenschwang`ren Nächte liegen hinter uns, nicht allzu weit Die kargen Gräser darben, da seit Monden nicht der Himmel weint Die Bäume dürsten dürr und trocken nach dem Regen, der nicht fällt In meinen Schläfen pocht verflucht der Durst, der mich am Leben hält Und ehern ruft in roten Chören reinstes Lebenselixier Nun mich und meine tiefsten Träume Ruh` verheißend hin zu dir Es wird ein heißer Sommer werden Und du wirst diesen Sommer sterben. 2. Schlachtenflieder Der Wind am Bach trägt den Geruch vom ersten roten Flieder Der Abend schmückt verträumt, doch ahnungsvoll sich mit dem edlen Duft Zerrissen fällt das Sonnenlicht durch Trauben süßen Blätterwerks Und langsam sinkt die Sonne in die klamme Horizontengruft Blütenstaub zermalmter Knochen, der in Purpurkelchen ruht Schwelgt in der Erinnerung an den Geschmack von Menschenblut Denn diese Wurzeln schöpfen aus vergang`nen Schlachten ihre Kraft Auf diesen Feldern kosteten sie dereinst heißen Lebenssaft Blütenblätter taumeln von den Ästen auf die Halme nieder Und bedächtig nickt im harten Mondeslicht der durst`ge Flieder Wo der Tau wie Tränen glitzert, wo das Land sich selbst beweint Und alle Sterne stumm verglühen, bis der Mond alleine scheint Schon brechen von jenseits die Schatten Schemen durch Mauern von Dunst Schon rollt die Geburt eines Donners Schreiende Winde zerreißend ins Land. 3. Schweißnebel Dumpfes Stampfen fährt durch Knochen in längst taube Gedärme Kaltes Licht ergießt sich aus mit Angst gefüllten, groben Krügen In verschmutzten Ecken kriechen die, die nicht mehr taumeln können Mühe, Qual erdrückt die Schultern und straft jedes Lächeln Lügen Schwielen zieren Hände, die verrichten, was der Kopf verweigert Augen hinter Eiterschleiern weinen Tränen, die verdampfen Hinter Ecken dröhnen die Maschinen, die stetig bedient Von totgeschlag`ner Weigerung, deren Hände sich stumm verkrampfen Ein müder Kopf erhebt sich träge zu der hohen, fernen Decke Denkt vielleicht an Rettung und an einen Gott, der nie gelebt Staub rieselt in diese Blicke, die noch an ein Ende glauben Wo er Körpersäfte zieht und klumpig das Gesicht verklebt Erschöpfung bringt nur neues leid, doch lässt sie nicht die Glieder ruhen Füße torkeln trunken und doch ohne Rausch, von Pein benommen Manchmal reißt die Gnade ein Stück Fleisch in seinen letzten Tod Doch es werden immer wieder neue fleiß’ge Leichen kommen Und durch die brütend heißen Gänge eisig kalten Lichts Fließt unheilvoll der Nebel Der klebt wie Schweiß. 4. Niemals Gelebt Ich pfeife leis’ ein Schlaflied hier an deinem jungen Grabstein Dein Name ward gemeißelt mir vor Monden in mein Herz Gemeißelt ist er nun in Stein und ich bin ohne Schmerz Du würdest heut` noch leben, hättest du nur für mich niemals gelebt... Ich brauche keine Tränen, um dein Blut von mir zu waschen Ich brauche keine Buße, keinen Trost nach diesem Mord Und wenn du deinem Grab entsteigst, bin ich schon lange fort Du würdest heut` noch leben, hättest du nur für mich niemals gelebt… 5. El Chukks Taverne Zwölf dutzend letzte Humpen träumen trüb vom kalten Herz der See Ein ganzes Schiff verlor’ner Seelen feilscht um Kähne auf M’ellé Ein paar geraubte Bräute faseln fade vom verlor’nen Glück Und wenn sie weiter faseln, bringen wir sie morgen schon zurück Und was den Rest angeht Den hat der Sturm verweht Der treibt auf immerdar als Algenbeet und Muschelfang Uns ist das scheißegal Der Rest, der kann uns mal Wen kümmern Treibholz oder immer gleicher Tang Zwölftausend Beutetaler betten Leiber auf den Grund der See Drei Handvoll rost’ge Säbel schmecken Salz im Hafen von M’ellé Sechs schwarze Papageien plappern paradox von Sinn und Glück Ein paar der Bräute werfen Treibholz missmutig ins Meer zurück Und was das Herz angeht Da kommt ihr viel zu spät Die kalte See singt süßer heut als alles was ein jeder von euch jemals sang. 6. Obsidian Zu Pechstein Wieder saß ich an der grauen Flut im späten Wintersand Lauschte wieder den verstummten Stimmen aus den Tiefen In einem Land, das nichts mehr als das Zerrbild eines Traumes war Und blickte auf den Tag zurück, da sie mich erstmals riefen Eure elitären Hirne haben euren Geist verstoßen Eure schwachen, scharfen Zungen haben euch den Hals zerschnitten Und als ihr im Zeichen eines Aufbruchs zu den Waffen riefet Seid ihr nur wie eure Feine sabbernd mit dem Wind geritten Obsidian zu Pechstein Ihr habt den Glanz verloren Ihr habt das Kind ertränkt Das ihr geboren Obsidian zu Pechstein Ihr habt euch selbst verloren In einem Possenspiel In großen Worten 7. Wenn Ihr Die Sterne Seht Wenn tiefe Wolken geh’n in diesen langen, kalten Winternächten Soll der Schnee, des Winters Seide, Wälder, Wiesen, Hügel zieren Und wenn ihr die Sterne seht, der Himmel klar auf Seidenwelten Wird der ärgste Frost euch beißen und zu Eis die Seide frieren Offen zu den schwarzen Himmeln werden weiße Felder liegen Weiß und glatt, polierten Knochen gleich, soll’n kahle Bäume stehen Säulen wie Aquamarin und blasser Morganit erstarren Strahlend unter bleichem Mondlicht, und ihr werdet Schönheit sehen Schönheit hat so kalten Atem Wenn der Wind aus Norden weht Schönheit weiß nichts über Gnade Dann, wenn ihr die Sterne seht. 8. Verderbnis Die Pestmaske zieht grinsend voller Hass und Hohn von Haus zu Haus Die Felder liegen brach, der Totenacker speit die Leichen aus Der Winterwind liebkost verträumt Gerippe, fahles, gift’ges Fleisch Was einst war voller Lust und Wärme, kranker Ratten ekl`er Fraß In kleinen, kalten Kinderzimmern schaukeln morsche Schaukelpferdchen Einsam und bewegt vom Wind, der weht durch das gebroch`ne Glas Stinkend zieht ein Totenmond, der Schnitter kratzt an jeder Tür Die Fäulnis kriecht in alle Stuben, wartet in den klammen Betten Nachbarn grüßen leeren Blickes, starr, verrenkt im Straßenschlamm Ein Gottesdiener röchelt ein Gebet, um Hoffnung sich zu retten Verderbnis … … zieht jäh durch eure stillen Straßen Steifgefror’ne kleine Leichen schmücken euren stolzen Graben Entlegene Gehöfte modern faulend und verlassen Schnee weht weiß ins Siechhaus auf den Schwingen schwarzer Raben. Traumschänder - Guitars, Bass, Vocals, Keyboards Matze - Drums Draghkar - Guitars, Vocals Flange - Keyboards, Vocals