Eïs Wetterkreuz 1. Mann aus Stein Ein strahlender König warst du in deinem Reich. Man schaute auf zu dir. Ein schwacher Moment, so stark und schön, und dein Thron war zerfallen. Deine Füße ohne Platz und Halt, nirgends standest du fest. Ein Meister klarer Worte warst du, bis in dir nur noch Schweigen war. Armseliger Regent, du nahmst dir selbst die Krone und zerbrachst dein Zepter. Alle Äpfel ließest du verfaulen und was an Schätzen du besaßest wehte mit den Winden fort. Verschenke nur, wenn du doch so viel hast. Du zahlst dafür mit Dichtung, die dir doch so wichtig war. Und alle Saiten, die so weich und warm in deinen Fingern schwangen, sträuben sich schaudernd vor deiner Berührung. Was der Lohn ist, kannst du nicht sehen, weil du für Kommendes blind bist. Überhaupt, für nichts hast du Augen. Es kann auf verbranntem Feld auch nichts wachsen.” Ich bin Kläger, Richter und Henker. Ich schreie mein Urteil selbst von den Zinnen: Ich bin meine ewige Schuld. Ich bin der Mann aus Stein. 2. Auf kargen Klippen Diese Nacht hat leise Stimmen, die nie für mich schweigen werden. Falsche Ruhe auf schwarzen Klippen auf den fernen Gipfelgraten. Und die Mumien greiser Bäume stehen bleich, wie Weidenfinger, die mit letzter Kraft sich in die tiefsten Schluchten krallen. Sieh, die Welt ist ganz aus Nebel - Kronen der Vergangenheit - unsere Schreie und Gedanken ducken sich gebeugten Rückens in den Schutz der Felsenwände. Vor zu früh beraubten Tempeln liegt das welke Edelweiß und die Erinnerung an Zeiten vor dem langen Winter schleicht als alter, stummer Wiedergänger durch vergessene hohe Hallen. Erinnere dich, wie es mal war, als auf den heute kargen Klippen reiche Mandelhaine wuchsen, als wir olivbekränzt den Wein, der an den weiten Hängen stand, aus vollem Kelch gekostet haben. Das ist lang’ her. Jetzt steh ich auf den kalten Steinen über mir und bin allein, hab’ auf den Grund geschaut und ihn durchschritten, um auf mich herabzublicken. Diese Nacht hat viele Stunden. Die vom Sturm zerbrochenen Zeiger unserer Uhren liegen einsam auf den dunkelgrauen Klippen. Sogar diese Nacht wird enden. Auch auf diese kargen Klippen fällt noch einmal neuer Schnee. 3. Wetterkreuz Wolken drohen um sein Haupt und die hohen, greisen Flanken sind von allem Grün beraubt. In den Himmel schlagen Pranken unaufhaltsam ihre Kreise. Aus den Tälern wollen wir flüchten, die euch sowieso nichts gelten. Hinein in ungezähmte Klüfte, in die eisig fremden Welten schreiten wir demütig und leise. Wir zieh’n zu allen Gipfeln, zu den Hängen am Zenit. Errichten über allen Wipfeln Wetterkreuze aus Granit. In die gleißend weißen Weiten wandern wir und sind euch fremd. Die Feuer, die ihr uns bereitet, löschen wir – was in uns brennt genügt für unsere Reise. Eure allbeengten Hütten liegen Tage schon fern unserer Sicht. Eure Brunnen ließen wir versiegen, wir taten nur und sprachen nicht auf unsere stille Weise. Und wir errichteten Altäre hoch im Nebel, unerreicht. Die Erde bebte unter Orgeln: Sturm, der alle Felsen birst. Und als die sechste Stunde kam zog Nebel auf und Finsternis bedeckte euer Abendland, das uns im Staub zu Füßen lag. Wir thronen auf den höchsten Gipfeln, in den Gräbern aus Granit. Schaut, dort über allen Wipfeln gleißt das Nordlicht am Zenit. Und wenn die neunte Stunde kommt, dann fragt, warum wir euch verlassen. Zieht doch selbst zu unseren Gipfeln, unseren Gräbern am Zenit. Errichtet über allen Wipfeln Wetterkreuze aus Granit. 4. Am Abgrund Steh still, auch wenn du springen willst, auch wenn dich fremde Stimmen locken und ihr Flüstern dich wie Totenglocken in die Tiefe ruft. Du weißt, du stillst den Durst nicht, selbst wenn alle Quellen mit nur einem Schritt versiegen. Durchschreite die zerschundenen Pylonen bis in den Kolonnadenhof der Bleichen, wo kristallin verhallte Schatten im verlassenen Kreuzgang schleichen. Tote Wächter warten in den Ecken, stumm wie Aletheias Zeugen. Alle Uhren sind aus Stein, die sich im Dämmerlicht verbeugen. Schau in den Abgrund wo die Schatten leben. Du spürst: Auf jedem Grund liegt, was die Menschen dort vergraben. Diese Tiefen sind die Wunden und die Narben aus den Schlachten, wo sich Helden selbst besiegen, wo in Fluten unter Wellen alles stirbt. Dort wo die Träume liegen. Und dann, im lichtverlassenen Sanktuar, versteckt in rostbefallenen Schreinen, fault das Fleisch gefallener Götter wie das Laub in Mandelhainen. Und aus den Schreinen gähnt das Nichts, ganz ohne Ende scheint der Schlund. Ein Kosmos fast nur aus Ruinen, ein Trümmerfeld am Weltengrund. Schau aus dem Abgrund wo die Schatten leben. Im Jenseits über grauen Tälern, über fremden Felsenkuppeln, wo die Nebelhörner schweigen und sich Wolkenmeere teilen, nisten Adler und die Eulen singen schüchtern in den Wäldern. Sei dem Himmel ein Stück näher. 5. Bei den Sternen Lassen wir die Berge hinter uns, die Täler, Grate und die Gipfel, Abgründe und Wetterkreuze, die zu Stein gewordenen Menschen. Richten wir den Blick nach oben über schneebeschenkte Wolken auf die Wege der Planeten, deren Gang wir nicht verstehen. Schick mich jenseits allen Wachens. Lass mich schlafen bei den Sternen. Vierzig Monde, die verwehten vor den dunklen Horizonten. Nur die Schatten von Kometen waren, was wir sehen konnten. Auf den eisbedeckten Dächern waren wir dem Nachthimmel ganz nah; sogar die Lichter von Pulsaren schienen niemals unnahbar. Lass mich fliehen in Morpheus’ Arme und triff mich auf dem hellsten Stern. 6. Thou, Whose Face Hath Felt the Winter's Wind (Sun of the Sleepless cover) O thou, whose face hath felt the winter's wind, Whose eyes has seen the snow-clouds hung in mist, And the black elm tops 'mong the freezing stars, To thee the spring will be a harvest time. O thou, whose only book has been the light Of supreme darkness which thou feddest on O thou, whose only book has been the light Of supreme darkness which thou feddest on Night after night when phaebus was away, To thee the spring shall be a triple morn. O thou, whose face hath felt the winter's wind, Whose eyes has seen the snow-clouds hung in mist, And the black elm tops 'mong the freezing stars, To thee the spring shall be a harvest time. O thou, whose face hath felt the winter's wind, Whose eyes has seen the snow-clouds hung in mist, O thou, whose only book has been the light Of supreme darkness which thou feddest on Night after night when phaebus was away, To thee the spring shall be a triple morn. O fret not after knowledge - I have none, And yet my song comes native with the warmth. O fret not after knowledge - I have none, and yet the evening listens. He who saddens at thought of idleness cannot be idle, And he's awake who thinks himself asleep. O thou who bent in all the autumn-storms, Like the trees at the moor amidst the woeful winds. To thy wretched heart the spring shall be a triple morn - Alas! I still long for it! I long for it!