Nargaroth
Jahreszeiten




1. Prolog

Ich weiß' nicht wer ich bin und wer ich war.
Ein Fremder vor mir selbst und neu für mich.
Und alt, wenn ich in Spiegel sehe.

Ich glaubte,
daß ich überall zu Hause sei,
und war schon heimatlos,
bevor ich noch ganz dort war.

Ich will nicht einsam sein und sehne mich nach Einsamkeit,
sobald ich nicht alleine bin.

Ich will ja lernen, lernen!
Und ich hasse meinen Schlaf,
weil er die Zeit stiehlt.
Aber ich bin so über-voll von mir.
Ich bin voller energiegeladener Ideen und voller Traurigkeit.

Ich will leben und ich will sterben.
Und ich tue beides oft.

Ich war neugierig auf das Glück und siehe:
ich hasse das Gefühl des Glücks.

Ich war in Allem und wollte nirgends sein,
wenn ich in Allem war.

Ich liebe meine Sonne und ich hasse sie,
weil ich begreife,
dass ich ihr nicht entkommen kann.

Ich liebe Huren, Diebe und vielleicht auch Mörder,
weil ich ihr Schicksal liebe,
wenn sie eines haben.

Und auch die Verrückten,
wie sie die Menschen nennen.
Sie sind wie Blinde,
die schon lange sehen.

Auch alle Huren stehen über uns,
weil sie so viel zu leiden haben.

Ich fliehe jeden Tag.
Und wenn die Nacht kommt und stehen bleibt,
die ganzen stundenlosen Stunden,
dann bin ich so sehr krank,
weil es nicht Tag ist.

Ich hasse alle Kinder und doch knie' ich nieder,
wo ich eines seh'.

Ich suche mich und wenn ich mich gefunden hab',
bin ich mein größter Feind.

Mir brennt die eigne' Haut wie Feuer und mein Blut ist wie ein unberechenbares Tier.

Ich flieh' vor mir und meinem Leben und hasse mich,
der mich vernichten will.

Aber ich bitte um Schmerz und schweres Leben und um Gedanken nach dem Fieber.

Ich will für jede Blume leiden,
wenn sie lebend stirbt.
Und will auf ewig dankbar sein,
wenn es in jedem Jahre Frühling wird.
Und will die Kraft abwarten,
nach den Schmerzen.

Gib mir Kraft die Zwischenzeiten auszutragen,
ohne Schrei und gib' mir Demut für den großen Schoß.


2. Frühling

Es klaget die Lerche ihr Hoffnungsgesang,
der alte Schmerzen vergessen macht.
Ich lausche in Tränen dem Frühlingsklang,
der Liebe nach tief-kühler Nacht.

Der Krähen Klage dringt nicht an mein Ohr,
ich riß es aus meinem klagend' Gewissen.
Ich mordete alle Schatten hinfort,
die einst mich in Abgründe rissen

Auch hab ich das blut-rost'ge Messer
wohl unterm Kirschenbaum vergraben
und habe den Dämon der Rache
in meinen Träumen erschlagen.

Auf daß es in seinen Wurzeln warm,
gleich ei'm totem Kinde schlafe.
Und nicht erwecke ein alt- gestr'gen Harm,
mit dem ich die jung' Liebe strafe.

Es fallen die Blüten der Kirschen,
wie weiße Tränen auf mich herab.
Zum Zeichen als ob ich nun wäre
erweckt aus dem Schlaf in feucht-kaltem Grab.


3. Sommer

Ich bin der Tau auf dem Gras,
der dein Herz nähret,
der Kuß der vergaß,
daß nichts ewig währet.

Ich bin der Schrei im Wind,
der zu künden begehrt,
daß Sterne wir sind,
die selbst ein Gott fürchtig ehrt.

Bin dein Rüstung und auch Schild,
im Hagel und im Sturm.
Im Kampf gegen die Schatten
und den erdlohen Wurm.

Bin der Regen im Sommer,
der stillet deinen Durst.
Bin das Licht nach dem Donner,
das uns leuchtet 'gen dem Kurs.

Bin die Welle im Wasser,
die deine Narben kühlt,
die schon bluten ach so lang'
und darbend deine Seel' aufwühlt

Denn du hast mich gefunden,
im schwertiefen Erz.
Geheilt meine Wunden,
getröstet mein Herz.

Als Mann meine Hand zum Schutze erhoben,
bett' ich dich auf efeu'sches Meer.
Und bleibe mit dir auf ewig verwoben
(und) will einer and'ren sein nimmer mehr.


4. Herbst

Es sinkt die sterbende Sonne,
blutrot in nebligen Schlaf.
Es regt sich Bedauern im Herzen,
wo einst mein Scheitern mich traf.

Und meine Hände nun welk wie Papier,
verbrennen im herzkühlen Fehl.
Und altes Lachen, das schaudernd mich macht,
verlacht mich in all dem Weh'.

Und keine Narbe blieb namenlos,
im Kampfe der Eitelkeit.
Verblutend wir blieben im Felde zurück
und lecken die Wunden der Zeit.

Es mahnet der Nornen Gesang,
an so viel schlafendes Einst.
Es brechen der Liebe Geschichte,
egal wie ernst du's auch meinst.

Es ruhen die Tränen wie junger Regen
auf bald schon sterbendem Gras.
Sanft schmiegt sich Moos an wittere Wände
der Herzen die ich nie vergaß...

Wo die Sehnsucht nach deiner Haut blieb?
Schreit es in mei'm Kopf allein.
Auf dass die allein an mir geschehe,
mit all ihrem Zweifel und Schrei'n.

Das fremde Bett, in das ich am Abend floh,
war gleich dem des Morgens so kalt.
Einst waren unsere Herzen vereint,
vordorrt nun, betrogen und alt.

Ich habe so oft auch gelogen für dich,
egal bei oder mit wem du schliefst.
Es klebt noch ein fremder Hauch in deinem Haar,
der gleicht dem Dämon vor dem du fliehst.

Seit langem schon wir uns nicht in die Augen sehn,
weil zu viele Küsse wir stahl'n.
Wir schneiden uns Nachts unsere Sünden ins Fleisch,
die da mahnen uns ewig der Qual'n.

Noch tausende Burgen wir trunken erklimmen,
die bald schon Ruinen sind.
Doch stehen ach noch nicht von steinernen Zinnen,
dass unsere Träume schon sterben im Wind.


5. Winter

[Lamentierung des Hasses]

Es weihnen in Liebe verstorbene Ahnen,
die eistrunken neigen ihr ehren'es Haupt.
Und all meine Sünden verlieren die Namen,
wenn der Haß das Gewissen beraubt.

Wie einst ein Splitter aus reinstem Kristall,
das Herz eines Jungen erkalten ließ,
so schenkte die Gnade die Königin
mir die Kraft, auf daß ich dich verstieß.

Ich habe das Herz aus meiner Brust
mit dem Eisdolch längst heraus gerissen.
Befreit mich von Demut und Strafenlust,
von Wehmut und sünd'gem Gewissen.

Ich schnitt mit Schrei den Blutstrahl entzwei
der dich und mich verbunden.
Da wir die Liebe, die uns einst geheilt,
wie blutschwarze Gäule geschunden.

[Anklage der Ahnen]

Und es klagen die Väter der Ahnen:„Verräter!
Die Seele betrogen. Die Ehre belogen.

Selbstverachtung gepredigt, in Schuld sich verewigt.
In Worten und Tat, eines Mannes Hochverrat.

Kein Gott wird dich erlösen, von deiner ehrlos' Schuld.
Zum Manne mußt du werden, doch nicht mehr in deinem "Kult".

Trage aufrecht deine Sünden, zeichne sie auf deine Haut,
daß zur Erlösung wirst geschunden, von jedem, der dein Kainsmal schaut!“

[Das Ende]

So schrieb ich in Stein mein ehrlos Vermächtnis,
uind blutet es noch in meinem Gedächtnis,
denn hin und wieder dann und wann,
schmerzt die Erinnerung daran.

Spoken word:
Ich richte mich auf,
wie Bäume, wenn sie wissen, dass es Zeit zum sterben ist.
Ich muss weg hier!




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