Eïs - Bannstein | ||||
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1. Ein letztes Menetekel Ihr wähnt euch sicher dort in euren leeren lauten Hallen. Doch seht die Worte an den weißen Wänden, die die Geister uns diktierten: "Der Gott der Stadt hat euch gewogen" - Eure Worte, eure Taten. Wir sind Propheten und verkünden: "Ihr seid zu leicht befunden." Nach den Zeiten als auf Knien stumm wir nach den Sternen schauten trieb es uns euch zu entfliehen all den todbedrückten Bauten. In den kohleschwarzen Kellern wo wir in der Asche schliefen Träumten wir von vollen Tellern und von Weiten die uns riefen. Und im neu erdachten Lichtspiel flackert stumm euch Bild nach Bild während Dampfend ohne Ziel die Eisenrösser, stampfend wild, Durch schattenhafte Gassen gleiten: Käfig in den Bahnen Pferdefuhrwerk eitler Massen die zur Starre uns ermahnen. Aus den Häusern die wir schufen mit den Toren ohne Türen und den leeren Augenfenstern können wir nun nicht entkommen. Hinter Ölgemälden an den Decken ahnen wir erdachte Wächter unseres Geistes die verwehren dass wir unsere Ketten sprengen. Geboren in Kasernenkerkern in den himmelhohen Schloten auf den rußbemalten Erkern wurden wir zu Unheilsboten: Wir sind Feuer Wir sind Asche Dulden leise unser Leiden. Wir sind Hammer Wir sind Amboss Und das Eisen zwischen Beiden 2. Im Noktuarium Zur ersten Stunde: Lastend drückt die Nacht auf enge Kopfsteingassen Deckt die blauen Gaslaternen zu dass in den Höfen und den Zimmer weder Wort noch Widerschein sich regt. Zur zweiten Stunde: In den Winkeln der Arkaden tanzen einsam Hörnerechos mit den Hellebardenschatten während Laub von Ahornkronen traurig durch den Rinnstein kriecht. Zur dritten Stunde: Über Dächern und Mansarden wacht in finsteren Trümmerkammern dumpf im glimmen Schein der Kerzen er der vor den Feuern warnt. Zur vierten Stunde: In seinen blass gewordenen Augen spiegelt sich entfernt das Licht von Ländern die vom Mond begossen und für ihn unerreichbar sind. Zur fünften Stunde: Doch auch stummen starren Mauern graut bald dämmernd Morgendunst wenn der Atem eines Gottes durch verschlafene Köpfe haucht 3. Über den Bannstein Westlich in den Tälern kreischen Hunde bei den ersten scheuen Abschiedsworten und die Schindeln an den Hallen fangen haltlos an zu lärmen. Keiner spürt den Sturm. Schau die Vögel schwärmen aus den Nestern in die Wolken müde von der Jagd. Wir kehren unsere straff gespannten Rücken allen Menschen eh es tagt. Wir sammeln Kraft und Abscheu schaut zurück auf blütelos erloschene Rosenbeete Die sich an Auroras lange Schatten mit den gichtverseuchten Dornen klammern. Mühelos tragen die Stürme über die stadtlichen Mauern hinweg Und sie lösen die seidenen Fäden mit traurig-verächtlichen Blicken. Schau den ersten aller Schritte setzen wir in Eos' Angedenken über diesen Bannstein wo der goldene Herbst in mondbegossener Ferne für uns dämmert. Und im Osten gleißt der Morgen auf dem Weinlaub an den Reben. Und fünf rauchverhangene Sonnen werden strahlend sich erheben. Auf den schmalen staubbedeckten Pfaden suchen wir die Weiser für die Wege die wir wohl schon einmal fanden und genießen ehrfurchtsvoll die Stille. 4. Fern von Jarichs Gärten Wir wandern wortlos wie Gestirne. Zu den Monden, weit entfernt von undenkbar vagen Welten ziehen wir: wir können sie nicht halten. Wir brachen eure Stählern aufgetürmten Mauern vor dem siebten Tag mit unserem Donnerwort. Und eure Hunde können den Verstand nicht wittern in der Morgenluft. Wir sind schon lange Fort. Die Bäume teilen ihre Zweige wenn wir nahen und wir schichten Steine auf auf halbem Weg. Vernehmt den Klang der schillernden Schofaren und erbarmt euch denn der König kommt. Bei jeder Rast in den verlassenen Oasen schöpfen wir den Zweifel aus Zisternen und das Wasser in den Kelchen Deren Grund wir nicht erkennen reichen uns verschleierte Phantome. Am süßesten schmeckt uns das Gift in den sternenklaren herbstlichen Nächten fernab von Jarichs verwelkenden Gärten in denen verschlagene Wächter sich bergen. Als wir die roten Tore sahen von denen man sagt sie umschlössen den König nur und sein Gefolge lud man uns ein in die Stille im Schoße der welkenden Blätter. Wir waren willkommen. Mit uns führten wir die Saaten denen wir den Rücken kehrten. Der Wein schien bitter und Die Neigen in den Bechern schmeckten Schal. Doch niemand glaubte uns. In unseren Hütten schlummern schon die Hunde. 5. Im Schoß der welken Blätter Fünf Sonnen senken sich zum fünften mal hernieder in den Schoß der welken Blätter. Aus dem grauen Moloch der Maschinen flohen sie Empor in ungeheuren Türmen. Den stärker als das Wissen ist der Glaube an die Weiten, die die Augen niemals sahen. Selbstverbannt aus würdelosen Gärten wurden sie zu Königen gekrönt in laubbedeckten Kathedralen. Doch aus der Angst vor ihren eigenen Schimären legten sie bald Steine für die kommenden Paläste. Alle Sonnen werden wieder sich erheben aufrecht aus dem Schoß der welken Blätter. Die Blätter fallen, fallen wie von Weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten: sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sie dir Andre an: Es ist in Allen. Lyrics in plain text format |
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